Allgemein, Poetry, Writing

wohin gehen die geträumten dinge?

nach einer Frage von Pablo Neruda

Dort, wo der Wald am tiefsten ist, hinter dem Rascheln des Herbstlaubs links, findet man die Bibliothek der geplatzten Seifenblasen. Jede hat ihre Geschichte.

Mal stieg eine zu hoch, die andere zerschellte an einer wirklich spitzen Tannenspitze oder eine wiederum gänzlich unterschiedliche wurde zwischen zwei Windrichtungen zerdrückt.

Hier, hinter dem Archiv der Schluckäufe finden sie alle noch einen Platz, den es so nie gab, den sie nicht brauchen, wo sie sich ausbreiten dürfen.

Manchmal mischt sich ein Schluckauf dazwischen und erschreckt sie. Ganz schön leisefüßig und mit diebischer Freude.

Aber eigentlich mögen sie sich, diese Kinder des Zufalls. Sie alle schaffen einen nicht dagewesenen Raum, Gebäude von Gedanken und stolpernden Atemzügen, die glucksend–schnarchig knarzen oder als Schneeflocken ein Blatt hinunterkullern und am Ende zu Morgentau werden. Entflammt durch die ersten Sonnenstrahlen tragen sie in nicht messbarer Geschwindigkeit Wünsche von einem Horizont zum anderen.

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Allgemein, Poetry

frz. rosé beim asiaten

Das Telefon klingelt

War die Suppe scharf genug

Ein alter Mann starrt durch seine

Lesebrille

In eine leere Ferne

Seine Frau schnattert

Unter ihrem knittrigen

Sonnenhut um die Wette

Mit seinen Gedankenkreisen

Dreht sich dabei ebenfalls um sich

Ganz so wie der Säugling im

Kinderwagen

Nach seiner Mutter ruft die

Nach Primark Ausschau hält

Auf Wunsch auch vegetarisch sagt

Der Kellner als kenne er

Meine Beißhemmung

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Allgemein, Poetry, Writing

fünfviertel

An deinem Traumbild

Zerschellten Millionen

Du

Bautest sie in die Höhe

So laut

Stößt du ihre Namen

Um

Aus deinen Vierteln

Erfindest du dich neu

Schaust niemandem

Auf die Füße

Der Weg hierher ist egal

Gleich deinem zerteilten Wesen

Du singst wie

Eine Säge

Von Funken stählerner Hoffnung

Und verglühenden Sternen

Umherstreifender

Ungeheuerlich

Vergilbt und geweißt

Nie aufgeräumt

Kratztest du stets

An Fassaden

Bunt, glucksend, hupend

Vorbei aus Stein

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Poetry, Writing

16

erschienen in
‘The Transnational Vol. 5’

 

1517047627

 

Aus dem Morast gröhlt es

Pausenlos grell

Licht ins Gesicht

Vereng mir den Blick

Ich will nur das weiß-schwarze Nachbild

Ich will all mein Geld für die Nachwelt

Ich will eine Miniaturwelt

Mit Uff-Tata.

Der Muffti da

Passt nicht ins Bild.

Der Mob wird wild

Links und rechts scharrt der Stier mit den Hufen

Und Frau Europas Hilferufen

Verweigert sich das taube Ohr

Betäubt

Das war kein Lachgas

Ich summe euch die Moorsoldaten.

 

 

A bellow from the swamps

Incessant and bright

Blinded by light

Narrow my sight

I want the mere afterimage, white and black

I want all my money for my heirs, neatly stacked

I want my world to be small and intact

With yee-haw and cheers.

The Muffti right here

Does not play by ear.

The mob’s up for a fight

The bull stomps with his hooves, both left and right

And Lady Europa’s cries of plight

Fall on deaf ears

Stupefied

That was no laughing gas

I hum to you the Peat Bog Soldiers.

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Poetry

fast forward

Fließbandsalat statt

Geschmeidiges Surren auf schnurrende

Spulen gespannter

Laufender Schnürchen

 

Höchstrichterlich ernannte Alben

Hämmern nachts wie beckenschlagende Affen

Meine Träume an den Nagel

 

Hinter der Milchglasscheibe bekämpfen sich 

Krokodil und Kasperle

Während es dunkler wird

Und das Spielzeug dem Kaffee wich

 

Früher gab’s ein Testbild

Heute ein Profilbild

Kann mir mal jemand den Akku

austauschen 

Und das Display reparieren

Weil

Huch und so – da war’s kaputt

Geht schnell sowas

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Poetry

postcard to dublin

Hier erzählt man noch Geschichten

Die dieser Stadt ins Gesicht 

Geschrieben stehen

Diese alte Dame, sie spinnt

Sich selbst ihr Schicksal zusammen

Aus der Restwolle 

Macht sie das Beste

Ein Lied summend

Ein ganzes Leben zimmern sie

Aus alten Backsteinen

Die ihren Wert behalten

Tränen

Vom Lachen, Weinen oder Gähnen

Schön hier.

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Poetry

an die freunde

Es wundert

Im Staub alter Bücher

Bricht das Licht neuer Tage

Den im Damals Denkenden das Genick

Wen wundert 

Die Vergesslichkeit der Überfütterten

Ohrenverquillten Halserfüllten

Der Wille bricht schnell

Wenn angesparte Groschen

Wie Ratten

Das sinkende Schiff verlassen

An unseren schluckenden Kehlen

Ertrinken Scharen Hoffnungsvoller

Vor den Küsten einer Festung

In der die Freiheit 

Eine Briefkastenfirma ist

In deren Zentren der Wahnsinn explodiert

Um sich schießt und sticht

Und in die Menge fährt

Wäre Europa nur unsterblich

Nicht verführte Sklavin

Des goldenen Stiers 

Wahrlich

Es lohnte sich

Das Wundern

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